So wie sie heute existiert, wird die Schöpfung in
dieser Plastik in mehreren Stufen dargestellt. Sie ist sowohl
als Gesamtschau wie auch als Abbild einer noch nicht abgeschlossenen
Entwicklung zu verstehen
Ebene eins - Unbewusstes und Intelligenz
Die Figur ruht auf sechs Beinen, die dem Aussehen eines Virus
entlehnt sind. Dieser ist Sinnbild für ein in mancherlei
Hinsicht viral-zerstörerisches Element des Menschen,
gleichzeitig aber auch für dessen Intelligenz: Mit Hilfe
des sechsbeinigen T4-Bakteriophagen erzeugt der Mensch auf
künstlichem Wege chemische Substanzen. Mit den Mundwerkzeugen
(Mandibeln) wird die insektenartige Anmutung noch deutlicher.
Insekten sind - ähnlich wie Spinnen - Symbole menschlicher
Angst und stehen hier für deren unbewussten Seite.
Interessanterweise schafft der Mensch sich die meisten seiner Alpträume
selbst.
Ebene zwei - der Mensch
wird geschöpft
Der knochenartige Teil bis auf Höhe der dreieckigen Plattform
auf der rechten Seite birgt ein unförmiges "Baby"
im Zentrum - den Menschen im Bauch der Schöpfung, mitten
in sie hinein gesetzt. Wenngleich der Mensch sich (in der
Regel noch) auf natürliche Weise fortpflanzt, so hat
er damit einen passiven Anteil an der Schöpferkraft Gottes.
Der unförmige Körper des "Babys" steht
für fehlgeleitete Experimente des Menschen an seinem
eigenen Erbgut
(- ohne die Gentechnik als gesamte zu verteufeln).
Ebene drei - was der Mensch
selbst schöpft
Mit der Hand, die Trauben pflückt, ist der Weinbau angedeutet.
Der Wein ist von jeher Symbol für Fruchtbarkeit und zugleich
ein zutiefst christliches Symbol: "Ich bin der Weinstock,
ihr seid die Reben", erklärt Jesus seinen Jüngern
im Johannes-Evangelium (Joh. 15,5).
Die Knospenform links ist von der Seite betrachtet eine dreidimensionale
Variante des Pik-Symbols aus einem Skatspiel. Sie erinnert
gleichzeitig an eine Paprikaschote - ein Symbol für die
Würze des Lebens. Von oben zeigt sich zusätzlich
die Kleeblattform des Kreuz-Symbols.
Diese Symbole weisen
hin auf den spielerischen oder erfinderischen Aspekt des menschlichen
Charakters und symbolisieren gleichzeitig den Intellekt des
Menschen. Die Kreuzfrom selbst ist eine Anspielung auf die
Kreuzzüge, eine Form "negativer" Kultur, in
der sich Missverstehen und Intoleranz ausdrücken. Die
Wuchsrichtung des gesamten Elements ist auf die Blüte
im Zentrum oben ausgerichtet - das ewige Leben.
Ebene vier - das Überirdische
und die Visionen des Menschen
Die Blüte symbolisiert nicht nur das ewige Leben, sondern
auch alles andere, worauf die Hoffnungen des Menschen gerichtet
sind. Sie ist hier Sinnbild für das Schöne und Gute.
Links unterhalb der Blüte sind zwei kleine Kugeln zu
sehen: Erde und Mond, Symbol für sich stetig erweiternde
Weltbilder des Menschen. Der Mensch versucht den "Garten
Eden" - seinen Heimatplaneten - zu verlassen und Leben
auf anderen Himmelskörpern zu suchen oder zu pflanzen.
Er führt im letzteren Fall damit die von Gott begonnene Schöpfung
im Rahmen des ihm Möglichen (!) fort.
In der Sechszahl der Blütenblätter wird der menschliche
Aspekt des Strebens nach der Unsterblichkeit ausgedrückt.
Nach der jüdischen Zahlenmystik stecken in der Sechs
auch Aspekte des Gerichts, der menschlichen Mühe und
der Feindschaft gegen Gott. Die Zwölf (zwei Mal sechs
Blütenblätter) kenzeichnet die Vollendung irdischer
Zustände. So sind es beispielsweise zwölf Jünger,
zwölf Apostel, zwölf Früchte am Lebensbaum
(Offb. 22,2) u.a.
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