Die zweite und die fünfte Posaune


(Zellstoff und Acryl auf Leinwand, 80x120 cm)

 
     
 

Neben den sieben Siegeln und den sieben Schalen des Zorns verheeren auch die sieben Posaunen Gottes eigene Schöpfung. Ein Berg stürzt ins Meer und ein Engel öffnet mit einem göttlichen Schlüssel einen tiefen Abgrund...


Biblischer Hintergrund

Offb. 8,8 (zweite Posaune);
Offb. 9,1-12 (fünfte Posaune)

Die sieben Posaunen folgen auf die Geschichte vom "Buch mit den sieben Siegeln". So, wie beim Brechen der Siegel das Gericht über die Menschen kommt, verhält es sich auch mit den sieben Posaunen: Die Schöpfung wird darin systematisch von Gott selbst zerstört und ein Teil der Ungläubigen dahingerafft. Die Motive der Posaunenreihe enthalten etliche Entsprechungen mit den sieben Schalen, die ebenfalls von Engeln im Auftrag Gottes ausgegossen werden.

Vom der Reihenfolge der Posaunen her sind die Wirkungsbereiche Erde (1.), Meer (2.), Flüsse und Quellen (3), Himmel (4) und Unterwelt (5) betroffen. Schließlich wird ein Drittel der Menschen von einer Art dämonischem Heer vernichtet (6.). Den Abschluss bildet die Erscheinung der Lade Gottes (7.).


Zur Darstellung

Die Motivik des Bildes greift die zweite und die fünfte Posaune auf: Mit dem Blasen der zweiten Posaune fällt ein "großer Berg, brennend wie Feuer" ins Meer und verwandelt ein Drittel des Meeres zu Blut. Dabei werden ein Drittel der Meereslebewesen getötet und ein Drittel der Schiffe vernichtet. Im Bild wurde dieser Aspekt mit einem ins Wasser fallenden Gesteinsbrocken dargestellt.

Die fünfte Posaune ist inhaltlich weit komplexer, beginnt aber mit einem ähnlichen Bild: Hier ist es ein Stern, der auf die Erde fällt. Der fünfte Engel schließt darauf hin mit einem Schlüssel die Unterwelt auf, aus der Heuschrecken hervorquellen, die dei Macht haben, die Menschen zu quälen. Der Ring des Schlüssels bildet einen leeren Kopf, im oberen Drittel und der Bart des Schlüssels erscheint wie die Rippen eines Torsos. Insgesamt wirkt der Schlüssel mit den Auswüchsen links und rechts wie ein dämonischer Engel mit ausgebreiteten Schwingen.

Die Farbgebung des Bildes wurde im Original so angelegt das verschiedene Grüntöne dem Bild eine algige Patina geben.


Inhaltliche Überlegungen

Es ist verständlich, dass die Engelvisionen mit den katastrophalen Ergebnissen von jeher Menschen sowohl beeindruckt als auch mit Entsetzen erfüllt haben. Sogar Luther war sich nicht sicher, ob er bei seiner Übertragung der Bibel ins Deutsche die Johannes-Offenbarung nicht lieber weglassen sollte. Kern seiner Überlegungen war die Heilstat Jesu am Kreuz, deren erlösende Kraft allen Menschen zugute kommen sollte, glaubt man den Evangelien und Paulus.

Der Seher Johannes, jedoch entwirft mit den Engelvisionen und der Gesamten Offenbarung eine düstere Zukunft, die mit der von Gott einst so geliebten Schöpfung nichts mehr zu tun hat. Der Bebauer und Bewahrer der Schöpfung - also der Mensch (1. Mose 2,15) - wird hier gewissermaßen von seinem Auftrag entbunden.

Trotz aller theologischen Kritik an der Offenbarung birgt sie einen Schatz für die Verkündigung: Jede einzelne der schlimmen Visionen könnte als Mahnmal dafür dienen, was passiert, wenn der Mensch mit der ihm anvertrauten Schöpfung nicht richtig umgeht. Er könnte sie nämlich selbst so zurichten, ohne dass es des Erscheinens eines der Engel bedürfte. Entsprechend könnte man die Vision vom Neuen Jerusalem am Ende der Offenbarung ebenfalls als Mahnmahl dafür sehen, wie die erlöste Zukunft aussehen könnte, wenn wir nicht anders mit Gottes Schöpfung umgehen.